KI-4-KMU-Methode
"KI-4-KMU"-Methode
Der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) ist von grosser Bedeutung für die Wettbewerbsfähigkeit und Innovationsfähigkeit und damit für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen. Durch den gezielten Einsatz von KI-Technologien können Prozesse effizienter gestaltet, bessere Entscheidungen getroffen, Aufgaben automatisiert, verbessert oder überhaupt erst möglich gemacht und neue Geschäftsmöglichkeiten erschlossen werden.
Der Zugang zu KI ist jedoch für viele Unternehmen schwierig. Einerseits fehlt es an Wissen über KI, andererseits auch an Vorstellungskraft, wie KI im eigenen Unternehmen eingesetzt werden kann. Die Methode KI-4-KMU wurde im Rahmen eines Projekts der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW zusammen mit der Wirtschaftsförderung Olten, unterstützt von der Neuen Regionalpolitik (NRP) und dem Kanton Solothurn, entwickelt. Sie hilft Unternehmen, Einsatzmöglichkeiten von KI zu erkennen und Projekte umzusetzen. Mit dieser Methode können KMU für sie passend und effizient KI-Anwendungen finden, angepasst entwickeln, implementieren und erfolgreich anwenden.
Die Methode KI-4-KMU unterscheidet drei Phasen: Design, Build und Run (siehe Abbildung 1). In der Design-Phase hilft die Methode Unternehmen, KI-Anwendungen zu finden, die zum Erfolg des Unternehmens beitragen. Die Build-Phase besteht aus einem Vorgehensmodell, um KI-Lösungen angepasst entwickeln und implementieren zu können, bei dem Mensch und KI sich effektiv ergänzen. In der Run-Phase wird die Lösung eingeführt, um sie im Unternehmensalltag erfolgreich anwenden zu können.
Design-Phase
In der Design-Phase werden KI-relevante Probleme erkannt und Lösungsideen generiert. Gemeinsam mit Fachexpert:innen der Unternehmen werden Herausforderungen sowie KI-relevante Probleme erkannt, Potenziale identifiziert und mögliche Lösungsideen entwickelt. Dabei werden drei Ebenen unterschieden:
- Unternehmensebene: Identifikation von Produkten und Dienstleistungen (bestehenden oder neuen), für die sich der Einsatz von KI eignet.
- Prozessebene: Identifikation wissens- bzw. datenintensiver Aufgaben sowie Definition übergeordneter Ziele.
- Aufgabenebene: Generierung von Lösungsideen, Konkretisierung inklusive der notwendigen Massnahmen, Personen und Daten sowie Dokumentation der KI-Lösung.
Unternehmen, die den Einsatz von KI in Erwägung ziehen oder vermuten, dass KI ihnen helfen würde, starten auf der Unternehmensebene, um zu erkennen, ob und in welchem Bereich KI ihnen weiterhelfen kann. Falls sie Potenziale für KI identifiziert haben, durchlaufen sie die weiteren Ebenen. Die Aufgabenebene entspricht einem auf Design Thinking basierenden Workshop-Konzept, um Lösungsideen zu generieren.
Hat ein Unternehmen bereits Klarheit über die Nutzung von KI, können die erste oder die beiden ersten Ebenen auch übersprungen werden. Abbildung 2 zeigt einen Überblick über die Teilschritte in den drei Ebenen. Diese werden in den nächsten Abschnitten erläutert.
Build-Phase
In der Build-Phase werden ausgewählte Prototypen oder Projektideen in produktive Lösungen umgesetzt. Wichtig ist dabei nicht nur die technische Lösung, sondern die Einbettung in die Geschäftsprozesse und Abläufe des Unternehmens.
Oft wird KI eingesetzt, um Aufgaben des Menschen zu übernehmen. Dem Menschen bleibt dabei die Rolle, die KI zu überwachen oder die Verantwortung zu übernehmen. Daraus resultieren Probleme wie Fehleinschätzung oder der Verlust von Fähigkeiten (Wäfler et al., 2024). Aus diesem Grund ist eine optimale Zusammenarbeit von Mensch und KI anzustreben, die die Stärken des Menschen nutzt und mit den Stärken der KI kombiniert.
Die Methodik zur Build-Phase besteht aus zwei Teilen, einem Vorgehensmodell und einer Kategorisierung von Werkzeugen und Systemen, die bei der Umsetzung zum Einsatz kommen können.
Run-Phase
Bei der Einführung einer KI-Lösung im Unternehmen wird das fertige Modell oder System in die produktive Umgebung des Unternehmens eingebunden, damit es tatsächlich genutzt werden kann, um den gewünschten Nutzen zu realisieren – also Entscheidungen zu verbessern, Prozesse zu automatisieren oder neue Funktionen bereitzustellen. Die Einführung der KI-Lösung betrifft alle Ebenen der Unternehmensarchitektur.
Auf der Ebene der Unternehmens-Governance sollten Grundsätze für den KI-Einsatz definiert werden, welche den rechtlichen Rahmenbedingungen (z. B. Schweizer Bundesgesetz über den Datenschutz (DSG), EU DSGVO/GDPR, EU AI Act) sowie den ethischen Werten und Richtlinien des Unternehmens (z. B. Transparenz gegenüber den Kund:innen/Nutzer:innen, Vermeidung von Bias und Diskriminierung) entsprechen und Risiken (rechtliche und ethische Risiken, Datenschutz/-verlust, Unternehmensreputation etc.) so weit als möglich reduzieren.
Auf der Ebene der IT- und Dateninfrastruktur stellt sich die Frage, ob die Lösung auf eigenen Servern läuft oder ob eine Cloud-Lösung favorisiert wird (und wo die Datenhaltung physisch und geographisch stattfindet). Zudem sollen Anforderungen an die Datenqualität/-quellen, Sicherheit und Robustheit, Performance, Skalierbarkeit sowie Integration in die bestehende IT-Landschaft definiert werden.
Auf der Anwendungsebene geht es um die Einbindung in die Anwendungsarchitektur des Unternehmens. Zum Beispiel kann die KI-Lösung über eine (Web-)API (Application Programming Interface) auf aktuelle Daten einer Anwendung (z. B. ein CRM-System) zugreifen und ein Ergebnis (z. B. die Kaufwahrscheinlichkeit) zurückliefern.
Die Anwendung wird dann in die Geschäftsprozesse integriert (Change Management), die entsprechend der in der Build-Phase festgelegten Interaktion zwischen Mensch und KI angepasst.
Interaktion zwischen Mensch und KI
Wir empfehlen Ihnen zu diesem Thema den Praxisbeitrag «KI-Einsatz am Arbeitsplatz – Psychologische Dimension und Prävention», welche konkrete Empfehlungen und Massnahmen für die Run-Phase beschreibt (Download hier).