Methodische Grundlagen
Methodische Grundlagen und KMU-Pilot/-Validierungsworkshops
Seit der Entwicklung des ersten analogen Computers im Jahr 100 vor Christus zur Vorhersage des Solarsystems («Antikythera Mechanism»), der Entwicklung der Kryptographie (im 9. Jahrhundert) und dem ersten mechanischen Rechner (der Pascaline in 1642) führten unzählige Innovationen zum modernen Computer, der von Charles Babbage und Lady Lovelace 1837 in England entwickelt wurde.
In der modernen Geschichtserzählung wird Alan Turing als der Vater der künstlichen Intelligenz (KI) vorgestellt. Turing legte 1950 mit seiner Publikation «Computing Machinery and Intelligence» den Grundstein der Informatik:
«By observing the results of its own behaviour, it (the digital computer) can modify its own programmes so as to achieve some purpose more effectively.»
1956 wurde der Begriff «Artifical Intelligence» geprägt und mit «Logic Theorist» das erste Programm entwickelt, welches automatisiert (autonom) entscheidet. Ende der 1980er Jahre führten Expertensysteme zu ersten KI-Anwendungen in Unternehmen und 1997 schlug der Computer «Deep Blue» den Weltmeister Gary Kasparov im Schach. In den letzten 20 Jahren hat sich KI ständig weiterentwickelt. Anfangs 2023 rückte KI mit ChatGPT erstmals auch ins Bewusstsein der Konsumentinnen und Konsumenten.
Um die KI als Bestandteil der fünften industriellen Revolution (siehe Vorwort) für Unternehmen fassbar zu machen, wurde das Projekt KI-4-KMU von der Hochschule für Wirtschaft der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW zusammen mit der Wirtschaftsförderung Olten initialisiert und wird von der Neuen Regionalpolitik (NRP) und dem Kanton Solothurn – zusammen mit den Wirtschaftspartnern Abacus, Gesundheitsförderung Schweiz und Swisscom sowie den Forschungs- und Medienpartnern KI-4-KMU, Organisator und TopSoft unterstützt.
Hierfür entwickelte die Forschungsgruppe «Intelligent Information Systems» der FHNW anfangs 2024 eine KI-Methode für KMU, welche auf dem Konzept von Design Thinking (Peter, 2023) basiert.
Die FHNW Forschungsgruppe Intelligent Information Systems hat die Design Thinking-Methode im Hinblick auf eine KI-Methodik in drei Phasen (nach den Grundsätzen des «Human Centered Design» nach BMGF (2015) und IDEO (2015)) zusammengefasst (vgl. Abbildung):
Phase 1: Design (bzw. «Hear» für Zuhören)
- Gemeinsam mit Fachexpert:innen der Unternehmen werden Herausforderungen sowie KI-relevante Probleme erkannt, Potenziale identifiziert und mögliche Projekte/Lösungsideen entwickelt.
- Die ersten zwei KMU-Pilotworkshops (mit Fernao Somnitec und Neosys zwischen März und Mai 2024) wurden in dieser ersten Phase mittels Storyboards, Personas und Ist-Prozessen durchgeführt. Mit den weiteren Validierungsworkshops wurde dieser Methodenmix in mehreren Iterationen weiterentwickelt.
Phase 2: Build (bzw. «Create» für Bauen)
- Aufgrund eines Vorgehensmodells werden KI-Projekte geplant, dokumentiert und entwickelt. Dazu gehören die Datensammlung, die Entwicklung und das Training von Modellen (primär mittels Maschinellem Lernen (ML)) sowie der Aufbau der Wissensbasis. Gleichzeitig werden das Schulungsmaterial und Anleitungen zum Einsatz von KI erstellt.
Phase 3: Run (bzw. «Deliver» für Realisieren)
- Kooperationen mit Technologiepartner zur technischen Umsetzung der KI-Projekte und Nutzung von Ökosystemen (z.B. des Zentrums KI-4-KMU) für Zugriff auf KI-Methoden ohne notwendige hohe Investitionen in Hard- und Software.
- Schulung der Mitarbeitenden, Vermarktung der KI-Lösung und laufende Optimierungen.
Die erste Phase (Design bzw. Hear) wurde in drei Iterationen bzw. Ebenen geplant (Amin, 2006) und ist Gegenstand der beiden KMU-Workshops sowie des Pilotworkshops:
- Iteration 1: Unternehmensebene
- Identifikation von Produkten und Dienstleistungen (bestehende oder neue), für die sich der Einsatz von KI eignet.
- Iteration 2: Prozessebene
- Identifikation wissens- bzw. datenintensiver Aufgaben sowie Definition übergeordneter Ziele.
- Iteration 3: Aufgabenebene
- Aufgabenebene: Generierung von Lösungsideen, Konkretisierung inklusive der notwendigen Massnahmen, Personen und Daten sowie Dokumentation der KI-Lösung.
Somit befasst sich die erste Iteration mit der strategischen Dimension des Unternehmens, die zweite mit der Geschäftsprozessebene und die dritte Iteration mit der operativen Perspektive/den Aufgaben.
Bei Fragen oder Wünschen steht Ihnen Marco Looser, marco.looser@ki-zentrum.ch / Mobile: +41 79 400 79 80 gerne zur Verfügung.